Die Geschichte des Hauses

Geschichte der näheren Umgebung

Die Prießnitzstraße folgt dem Lauf des Prießnitzbaches und bildet die östliche Begrenzung des Kerngebietes der Äußeren Neustadt. Die Straße entstand etwa im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, wurde aber zunächst kaum bebaut. Sie wurde damals "Am Prießnitz- oder Goldbach" genannt. Im Jahr 1837 tauchte der Name Prießnitzgasse auf. Ihre heutige Bezeichnung "Prießnitzstraße" erhielt die Straße im Jahr 1860. Man kann davon ausgehen, daß die heutige Bebauung der Prießnitzstraße in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden ist.

Der Prießnitzbach, welcher der Straße ihren Namen gab, wurde erstmals im 15. Jahrhundert urkundlich als "Presnicz" erwähnt und im 16. Jahrhundert als "Brießnitz" oder "Brießnicz" bezeichnet. Diese Bezeichnung ist slawischen Ursprungs und bedeutet soviel wie "Birkenbach". Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde dem mineralischen Prießnitzwasser heilkräftige Wirkung zugeschrieben. An den Ufern entstanden Bäder; so 1764 das Linckesche Bad an der Prießnitzmündung (Bautzner Straße 72-76), 1831 das spätere Prießnitzbad am Rande der Dresdner Heide (Bischofswerdaer Straße 1) und schließlich auch 1867 das "Louisenbad" auf dem heutigen Grundstück des Stadtteilhauses (Prießnitzstraße 18, damals noch Prießnitzstraße 36b).

Gebäudegeschichte Prießnitzstraße 18

Das heutige Grundstück Prießnitzstraße 18 gehörte vermutlich ehemals zum Nachbargrundstück Prießnitzstraße 20 dazu. Im Jahr 1860 war ein gewisser Herr Oehmichen als Besitzer des Grundstückes und Hauses Nr. 20 (damals Prießnitzstraße 36) im Dresdner Adreßbuch eingetragen. Wie aus Grundbuchauszügen hervorgeht, verkaufte er im Jahr 1865 das Grundstück Prießnitzstraße 36 an einen Herrn Neumann, vererbte aber nach seinem Tod im Jahr 1866 seiner Frau das Grundstück 36b (jetzt Prießnitzstraße 18). Möglicherweise fand zu jener Zeit eine Grundstücksteilung statt.

Sicher ist, daß Oehmichens Witwe 1867 auf dem heutigen Grundstück Prießnitzstraße 18 eine kleine Badeanstalt für Wannenbäder eröffnete, das sogenannte "Louisenbad", welches sie bis 1872 führte. In den folgenden Jahren wurden die Grundstücke auf der Prießnitzstraße mehrfach umnummeriert, erst im Jahr 1894 bekam das "Louisenbad" die bis heute beibehaltene Nummer 18.

Den Dresdner Adreßbüchern kann man entnehmen, daß im Jahr 1889 ein Apotheker namens Albert Reinhardt das Grundstück kaufte. Herr Reinhardt ließ 1895 auf dem Grundstück die heutige Bebauung errichten, daß Bad befand sich im Seitenflügel des Wohnhauses. Durch den Hausbau erklären sich einige Grundstückszukäufe, die in den Grundbuchauszügen vermerkt sind: in den Jahren 1889-1895 kaufte Herr Reinhardt verschiedene Teile der Nachbargrundstücke zu seinem Grundstück dazu.

Das Grundstück verblieb durch Vererbung bis 1993 in Reinhardt'schem Besitz - mit wechselnden Pächtern und Verwaltern. Das Bad wurde seit der Errichtung des Gebäudes von verschiedenen Pächtern betrieben. Hin und wieder gab es Phasen, wo der Badbetrieb ruhte, z.B. während der beiden Weltkriege. Das "Louisenbad" wurde seit 1900 entsprechend der Betreiber mehrfach umbenannt. So hieß es von 1929 bis 1944 "Dittmanns Kurbad". Der letzte Betreiber hieß Arthur Brettschneider, er muß das Bad in der Nachkriegszeit übernommen haben. Vielen war das Bad zu DDR-Zeiten als "Brettschneiders Kur- und Wannenbad" bekannt. Endgültig eingestellt wurde der Badbetrieb laut Aussage eines ehemaligen Mieters des Hauses gegen Ende der 60er Jahre. 

Bezüglich eventueller baulicher Veränderungen am Gebäude bis 1945 können keine klaren Aussagen getroffen werden, da die gesamtem Bauakten bis 1945 im 2. Weltkrieg verbrannt sind. Wie bereits erwähnt, befand sich das Gebäude bis 1993 im Besitz von Reinhardts Erben, wurde aber zu DDR-Zeiten von der Stadt Dresden verwaltet. Gegen Ende der 80er Jahre verfiel das Gebäude so sehr, daß Sanierungsarbeiten dringend erforderlich wurden. Im Jahr 1989 war der letzte Mieter ausgezogen und das Haus stand leer, bis es 1993 von einem städtischen Wohnungsunternehmen (STESAD) erworben wurde.

Das Stadtteilhaus

Im Erneuerungskonzept für das Sanierungsgebiet ]"Äußere Neustadt Dresden" von 1991 wurde das Grundstück als Fläche für Gemeinbedarf ausgewiesen und im Jahr 1993 von der STESAD erworben - mit dem Ziel der Errichtung eines Stadtteilhauses. Eine Bestandsaufnahme und die notwendigsten Sicherungsmaßnahmen am Gebäude wurden Anfang 1995 durchgeführt. Vom 17. März bis 13. April 1995 wurden die Neustädter Bewohner um Nutzungsvorschläge für das Gebäude gebeten. Die Sanierungsplanung hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht begonnen, die Neustädter Bewohner sollten durch ihre Anregungen die Baugestaltung und Nutzung des Gebäudes mitbestimmen. Im Anschluß daran wurde ein Nutzungskonzept erarbeitet.

Im Herbst 1996 wurde ein Architekturbüro mit der Planung für das Gebäude beauftragt und im Verlauf der Jahre 1997 und 1998 konnten die wesentlichsten Sanierungsarbeiten durchgeführt werden. Dabei wurden Entrümpelung und Innenausbau hauptsächlich in Eigenleistung von Vereinsmitgliedern und potentiellen Nutzern ausgeführt. Der Trägerverein des Gebäudes "Stadtteilhaus Dresden-Äußere Neustadt e.V." wurde im Januar 1997 gegründet.